Wohnpalast Magazin
« Merkmale von Art Déco-, Biedermeier- & Klassizismus-Möbeln verständlich erklärt »
Barock, Jugendstil, Gründerzeit oder Art Déco? Bei manchen Möbelstücken fällt es leicht, die auf Anhieb die richtige Epoche zu erkennen und den Möbelstil zu bestimmen. Bei anderen Möbeln sind die Epochen, aus denen sie stammen, weniger offensichtlich. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen vor, wie Sie unterschiedliche Möbelstile anhand charakteristischer Merkmale auf den ersten Blick erkennen und unterscheiden können. Das ist mit Sicherheit eine gute Orientierungshilfe für den nächsten Stilmöbelkauf.
Möbelstil erkennen leicht gemacht
Die meisten Stile haben bestimmte Charakteristika, die eng mit der jeweiligen Epoche verknüpft sind. Möbelstil und Epoche erkennen ist also beinahe dasselbe. Wer sich etwas genauer mit den Hintergründen und Lebenswirklichkeiten in den unterschiedlichen Epochen befasst, hat es leichter, den Stil und die Epoche zuzuordnen: hochwertige Holz-Möbelstücke aus unterschiedlichen Epochen dürfen Sie heute durchaus kreativ mit modernen Möbeln kombinieren. Den geschichtlichen Hintergrund und die Details eines Gründerzeit-Vertikos oder eines Biedermeier-Sofas zu kennen, macht trotzdem Spaß und hilft beim geschmackvollen und stilsicheren Einrichten Ihres Zuhauses.
Historische Möbelstile in der Übersicht
Wenn Sie von Familienerbstücken, Flohmarktschnäppchen oder anderen hochwertigen Antikmöbeln den Möbelstil bestimmen möchten, hilft Ihnen unsere nachfolgende Übersicht weiter. Wir starten mit den Möbeln aus der Biedermeierzeit, da Sie echte Antiquitäten aus früheren Epochen meist nur noch im Museum finden.
Biedermeier-Möbel erkennen (1815 – 1848)
Bis vor kurzem verpönt, heute wieder besonders gefragt: Biedermeier-Möbel aus dem neunzehnten Jahrhundert entstanden als Gegenbewegung zur politischen Unsicherheit dieser Epoche. Das Bürgertum zog sich nach der Abschaffung demokratischer Rechte durch adelige Alleinherrscher mehr und mehr aus dem öffentlichen Leben zurück und schuf sich eine häusliche Idylle, in der Geborgenheit und romantische Gemütlichkeit Trumpf waren. Die Möbel sollten vor allem schlicht, praktisch und zweckmäßig sein, aber trotzdem einladend und wohnlich. Verkörpert wird dies besonders eindrucksvoll durch die, für diese Epoche typische Biedermeier Truhenbank. Was später als konservativ und bieder galt, war dem Rückzug vieler Menschen ins Private geschuldet. Statt repräsentativer Möbelstücke wünschte man sich Wohlfühlmöbel für den Familienalltag: ohne Prunk, aber mit erstaunlich viel Persönlichkeit. Wahrscheinlich ist liegt der Grund, warum Biedermeier-Möbel heute so gut in unsere Wohnungen und Häuser passen, genau darin:
Biedermeier-Möbel erkennen Sie an hellen Holzarten wie Kirschbaum, Birke, Birne oder Pappel und glatten, fein gemaserte Oberflächen. Meist überzeugen sie durch Schlichtheit und dezente Eleganz. Biedermeier-Stühle, Tische, Sofas, Schränke, Kommoden und Kleinmöbel passen sich elegant und unauffällig modernen Wohnumgebungen an und strahlen trotzdem den unverwechselbaren Charme der längst vergangenen Epoche aus.
Gründerzeit-Möbelstücke erkennen (1840 – 1900)
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war aufgrund der zunehmenden Industrialisierung für viele Schichten mit wirtschaftlichem Aufschwung und verbesserter Lebensqualität verbunden. Jetzt begann man in stilvolle Möbelstücke zu investieren, die aus einer Renaissance vergangener Epochen entstanden. Typische Gründerzeitmöbel sind wesentlich aufwändiger und repräsentativer gearbeitet als die schlichten und eher romantischen Biedermeier-Möbel. Antik-Vertikos, Kommoden, Tische und Stühle aus der Gründerzeit sind meist geradlinig, enthalten aber pompöse Details wie Kapitelle, Säulen oder Reliefs, die den repräsentativen Charakter der Möbelstücke zum Ausdruck bringen.
Dunkle Holzarten wie Nussbaum und mit Samt, Seide oder Brokat Sitzmöbel sind typisch für das Wohnzimmer im ausgehenden 19. Jahrhundert, das häufig vom Historismus geprägt war. Die dunklen, schweren Möbel dieser Epoche setzten sich in weiten Teilen der Bevölkerung durch, da die Fortschritte im Maschinenbau die Fertigung der luxuriös und prachtvoll gestalteten Möbelstücke nun in Serie ermöglichten.
Historismus-Möbel erkennen (1830 – 1890)
Historismus-Möbel war in den Gründerjahren zwischen 1830 und 1890 besonders beliebt. Man besann sich damals in der Architektur und beim Möbelbau auf die Ideale der Romanik, Gotik, Renaissance, Barock und Rokoko zurück. Wer glaubt, beim Antiquitätenhändler ein Möbelstück aus dem Rokoko oder der Barockzeit entdeckt zu haben, sollte unbedingt prüfen, ob es sich nicht um ein Möbelstück des Historismus handelt. Der alle Lebensbereiche prägende Klassizismus war damals gängiger Möbelstil gut situierter Bildungsbürger. Fein dosiert wird er auch heute im modernen Zuhause zum Hingucker. Dunkles Holz, markante Stilelemente der Zeit und ledergepolsterte Stühle mit aufwändigen Verzierungen lassen Sie typische Historismusmöbel leicht erkennen.
Art Déco und Jugendstilmöbel erkennen (1890 – 1930)
Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert kamen florale Elemente in der Kunst und Architektur in Mode. Blütenkelche und dekorative Ornamente prägten den sogenannten Jugendstil, der nach der Zeitschrift Jugend benannt wurde. Er entstand als Gegenbewegung junger Künstler und Kreativer, die weder dem rückwärtsgewandten Historismus und Klassizismus noch der als seelenlos empfundenen technischen Industriekultur folgen wollten. Originale Jugendstilmöbel erkennen und/oder von Art Déco Möbeln zu unterscheiden ist an und für sich ganz einfach. Während beim Jugendstil kunstvoll, verspielt und detailverliebt gestaltete Elemente aus der Natur an den Möbeln erkennbar sind, werden beim Art Déco Symmetrie, geometrische Ornamente und markante Linienführung wichtiger.
Hochwertige, detailverliebt bearbeitete Holzarten wie Mahagoni und Ebenholz sind charakteristisch für diese Epoche. Glatte Möbelfronten werden bemalt und mit exotischen Dekoelementen aus Perlmutt oder Elfenbein versehen.
So lernen Sie Möbelstile erkennen
Mit diesem Überblick können Sie künftig die Möbelstile erkennen, die vor Bauhaus, Mid Century und Pop Art in den Wohnstuben unserer Vorfahren standen. Da viele Möbelstücke heute Nachbildungen sind, ist es nicht ganz leicht, Originale von einer gut gemachten Nachbildung im Vintage-Style zu unterscheiden. Einen bestimmten Möbelstil zu erkennen, bedeutet, ihn zeitlich einzuordnen. Den Möbelstil bestimmen die verwendeten Holzarten und die Verarbeitung. Je mehr Sie sich mit unterschiedlichen Möbelstilen befassen, desto leichter fällt Ihnen irgendwann die Unterscheidung.
Möbelstile in der Übersicht darzustellen war nur ein Versuch, Sie für die Details der Möbelgeschichte zu sensibilisieren. Es ist heute wie damals ein Unterschied, ob Möbel zu Repräsentationszwecken oder für den ganz normalen Familienalltag angeschafft wurden, aber heute wie damals waren Trends und Moden für die Wohnzimmereinrichtung wichtig. Wir finden die Geschichten, die hochwertige Stilmöbel erlebt haben, faszinierend. Möbelstücke aus vergangenen Epochen sind eine Bereicherung für die Gegenwart.