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Ausladende Sofas, herrschaftliche, hochwertige Möbel und ein Leben im Überfluss: Durch Hollywood-Filme und prominente Serien haben wir oft eine sehr verengte Vorstellung vom typisch amerikanischen Einrichtungsstil. Doch muss man reich wie die Ewings aus „Dallas“ sein, um den Landhausstil mit Country-Charme zu realisieren? Wir erklären den Ursprung des Stils, zeigen seine typischen Merkmale und geben Tipps, wie Sie Ihre Wohnung in ein amerikanisches Landhaus verwandeln können.
Prunkvoller Ruf, bodenständige Geschichte
Entgegen unserer typischen Assoziation des Country Styles mit Großzügigkeit und Wohlstand waren seine Ursprünge von Bescheidenheit geprägt. Als die englischen Puritaner des 17. Jahrhunderts über den Atlantik segelten, um sich im „verheißenen Land“ eine neue Zukunft als Handwerker und Bauern zu gestalten, nahmen sie eine Handvoll Erinnerungsstücke aus der europäischen Heimat mit und mussten ihre Häuser aus dem Nichts aufbauen.
Was wir heutzutage unter ganzheitlichen Wohnkonzepten verstehen, gab es natürlich nicht – die Möbel wurden schrittweise angeschafft oder aus eigener Kraft zusammengebaut. Gefragt waren Erfindergeist und Improvisationstalent. Bis heute heißt amerikanischer Landhausstil, optische Brüche einzugehen und eine behagliche Atmosphäre ohne konkrete Vorgaben zu erschaffen.
Vier unterschiedliche Esszimmerstühle am gemütlichen Esstisch und drei Buffetschränke in variierenden Holzfarben sind vollkommen in Ordnung.
Holzfassade und Sprossenfenster: Die Architektur
Die anfängliche Mittellosigkeit der Siedler bedeutete nicht, dass die neuen Amerikaner keinen Sinn für Stil hatten. Mit steigendem Wohnstand erschufen sie eine weitläufige, großzügige Architektur, die untrennbar zum Country Style gehört.
Helle Balken, Sprossenfenster mit Öffnung nach oben und die Kombination von Küche, Wohnraum und Flur in einem einzigen Zimmer sind ebenfalls typisch amerikanisch. Gleiches gilt für die große Garage zur Behausung des Pick-Ups, den weitläufigen Garten und die standesgemäße Zufahrt des Grundstücks. Das alles haben Sie nicht? Keine Sorge, amerikanischer Landhausstil bedeutet auch, Möbel, Deko und Farben richtig zu gestalten. Und hier gibt es unbegrenzte Möglichkeiten!
Naturtöne: Wände und Böden gemütlich gestalten
Der Schlüssel zur Erschaffung eines amerikanischen Wohngefühls liegt im Einsatz von Naturtönen. Traditionelle Kaseinfarbe in Beige, Taubenblau, Olivgrün und ähnlichen gedeckten Farben verleiht den Wänden einen authentischen Look, aber auch Tapeten mit floralen Mustern sind ein typisches Element des Cottage Style.
Kein amerikanischer Landhausstil wird komplett, ohne den Boden zu berücksichtigen: Perfekt sind naturbelassene Holzparketts, die zur natürlichen Atmosphäre beitragen. Legt man Wert auf Feinheiten, sind antike Beschläge an Türen und Fenstern, welche wiederum in hölzerner Ausführung erscheinen, ein zentrales Element des Country Styles.
Amerikanischer Landhausstil: Was die Möbel auszeichnet
Zum amerikanischen Landhausstil passen Möbel, die schon vor dem Hinsetzen puren Komfort ausstrahlen. Breite Sofas mit dicken Lederpolstern für die ganze Familie, kariert bezogene Sessel und ein großzügiger Einsatz von Kissen (sowohl zum Anlehnen als auch zur reinen Dekoration) sind unverzichtbar. Der typische Schaukelstuhl ist keine Pflicht, bringt die amerikanische Gestaltung aber unmissverständlich zum Ausdruck.
Gleiches gilt für die stilvollen Landhausmöbel, welche in rustikalen Hölzern gehalten sein sollten. Von weiß bis schwarz sind alle Helligkeitsstufen denkbar, aber die Stücke sollten keineswegs fabrikneu aussehen – leichte Abnutzungsspuren, wie man sie bei Möbel im Vintage-Stil findet, sind gewünscht. Ein Kratzer in der hölzernen Kommode wirkt sympathisch, ein dezenter Shabby Look des Bücherregals ist willkommen.
Das Stichwort lautet Imperfektion und trifft nicht nur auf einzelne Möbel, sondern auf die gesamte Einrichtung zu: Mischt man verschiedene Holzfarben im selben Raum zusammen und nutzt nicht dieselben Bezüge für alle Sitzmöbel, sieht es improvisiert und typisch amerikanisch aus.
Hölzer, Quilts und Handgemachtes: Die Deko
Geht es um die richtige Deko im amerikanischen Landhausstil, sind Quilts unerlässlich. Die Decken, welche früher aufgrund des Stoffmangels aus alter Kleidung genäht wurden, zählen zu den wichtigsten Merkmalen und schaffen eine behagliche, persönliche Wohnatmosphäre – vor allem, wenn die Stücke eigenhändig produziert wurden.
Prächtige Vorhänge wie im Oval Office sind kein Muss, passen aber erstklassig zu höheren Decken und helfen bei der Kreation einer gemütlichen Aura. In puncto Dekorationsobjekte schreibt ein amerikanischer Landhausstil keine Grenzen vor: Patchwork-Teppiche an der Wand sind ebenso beliebt wie Tierfiguren, zur Schau gestellte Werkzeuge, kleine Beschriftungen an Schubladen, Glaslampen im Retro-Stil und alles, was originell oder gebraucht aussieht.
Hölzerne Elemente, rostiges Metall wie im Industriestil und vor allem karierte oder gestreifte Muster akzentuieren den Stil.
Ein Werk der Generationen
Amerikanischer Landhausstil bedeutet, Möbel und Einrichtungsgegenstände aus verschiedenen Generationen nebeneinanderzustellen. Gemäß dem Motto „alt trifft neu“ können prachtvolle Antikmöbel aus der Kolonialzeit direkt neben moderner Technik und zeitgemäßen Deko-Objekten platziert sein.
Für einige Leser mag diese Vermischung chaotisch klingen, doch sie bildet den authentischen, leicht verspielten Kern des amerikanischen Landhausstils. Keine Symmetrien und perfekten Designkonzepte, sondern familiärer Charme mit Spuren der Eltern, Großeltern und vielleicht sogar der Gründerväter steht im Fokus. Mit der Tradition geht in Amerika ein hoher Nationalstolz einher, der die Wohnung in verschiedenen Formen prägen kann.
Der Klassiker ist die prominent zur Schau gestellte Nationalflagge, deren Farben Rot, Blau und Weiß auch subtiler vorkommen dürfen – beispielsweise im Form von blauen Wänden. Echte Patrioten treiben das Spiel auf die Spitze und füllen ihren ganzen Wohnraum mit den Nationalfarben – vom roten Teekocher und blauen Tassen bis hin zu „Stars and Stripes“ auf den Sesselbezügen.
Amerikanischer Stil: Diese Elemente dürfen nicht fehlen
Soll eine Einrichtung im amerikanischer Landhausstil in Vollendung geschaffen werden, müssen auch die berühmten Klischees bedient werden – zumindest teilweise. Wir möchten unsere Leser nicht zur Anschaffung eines Waffenschranks ermutigen, aber wie wäre es mit einem richtig großen, zweitürigen Kühlschrank? In den Staaten gilt er als Symbol des Wohlstands, während europäische Familien vielmehr das üppige Platzangebot schätzen dürften.
Noch wichtiger ist ein prachtvoller Kamin im Wohnzimmer, dessen behagliches Knistern und wärmendes Flair durch keine Heizung der Welt ersetzbar ist – authentisches Wildwest-Feeling garantiert. Ist architektonisch keine Integration eines Kamins machbar oder der Aufwand zu groß, schaffen elektrische Kaminkonsolen den bestmöglichen Ersatz.