« Von do-it-yourself bis Fachbetrieb »
Es liegt im Trend, betagte Liebhaberstücke aufzuspüren und antike Möbel zu restaurieren. Einerseits eignen sich die Zeitzeugnisse aus anderen Epochen wunderbar, um der modernen Wohnwelt einen einzigartigen Charme zu verleihen. Andererseits bereitet es Freude, Holzmöbel mit Herzblut und Kreativität zum Comeback zu verhelfen. So wirkt das Interieur nicht nur stilvoll, sondern sehr persönlich und liebevoll. Wir erklären was Sie selbst erledigen können und was Sie besser in die geschulten Hände eines Fachbetriebs legen.
Liebhaberstücke oder Kostbarkeiten?
Wer antike Möbel restaurieren und deren Holz aufarbeiten möchte, benötigt selbstverständlich geeignete Fundstücke. Die Dachböden von älteren Verwandten sind bei der Recherche ebenso ergiebig wie Wohnungslauflösungen oder Flohmärkte. Holzmöbel, die für wenig Geld oder kostenlos zu haben sind, zählen selten zu den antiquarischen Kostbarkeiten. Dennoch kann von diesen Zeitzeugnissen einen kaum erklärbare Faszination ausgehen, die eine zeitintensive Restauration in Eigenregie rechtfertigt.
Auch Laien liegen bisweilen richtig, wenn sie hinter dem stark beanspruchten Möbelstück ein kleines Juwel vermuten. In diesem Fall sollte vor dem Handwerksprojekt ein Experte befragt werden. Schließlich wäre es sehr ärgerlich, wenn eine exquisite Antiquität beispielsweise durch das Entfernen einer besonderen Patina oder das Beschädigen einer verborgenen Malerei ihren Wert einbüßt. Soweit diese Details geklärt sind, können auch Laien antike Möbel restaurieren und sich dabei ein Stück weit selbst verwirklichen.
Auf Tuchfühlung mit antiken Möbeln
Planloses Vorgehen führt selten zu guten Ergebnissen. Diese grundlegende Weisheit gilt auch, wenn antike Möbel aufgefrischt werden. Bevor irgendwelche Werkzeuge in die Hand genommen werden, sollten die Holzmöbel intensiv erkundet werden. Machen Sie sich beispielsweise klar, warum das Möbelstück Ihr Interesse weckt. Eventuell ergibt sich, dass die intensiven Gebrauchsspuren auf der Oberfläche maßgeblich sind. Demnach wären diese erhaltenswert und es würde sich empfehlen, lediglich Funktionsschäden zu beheben oder die Fronten der Holzmöbel zu restaurieren. Ein derartiger Mix aus originärem Shabby Chic und modernem Glanz wirkt sehr ansprechend. Beim kritischen Beäugen und Anfassen ergeben sich zudem materielle Details und erste Ideen, wie Sie Ihr „Gesellenstück“ restaurieren möchten.
Exemplarisch ist beim furnierten Objekt eine ausgefallene Lackierung interessant, bei der mittels Reißlack schrille Trendfarben einen antiken Look erhalten. Falls unter alten Farbschichten massive Werkstoffe vermutet werden, sollte man zunächst das Holz aufarbeiten. Der originäre Farbton und die charakteristische Maserung verleihen dem Objekt eine kaum zu übertreffende Wertigkeit, wenn Sie antike Möbel restaurieren. Dieser edle Eindruck lässt sich leicht erklären: Heimisches Holz mit seiner urwüchsigen Art ist in den aktuellen Kollektionen der Einrichtungshäuser selten anzutreffen und dementsprechend distinktiv.
Bevor Ihre Arbeiten nun beginnen, gilt: Machen Sie sich klar, dass Ihre Restauration ein Misserfolg werden könnte. Restaurieren Sie ohne Erfahrung nur Möbel selbst, wenn Ihnen dies klar ist. Echte Liebhaberstücke, Möbel mit emotionalem Wert oder Möbel auf die Sie keinesfalls verzichten können, gehören in die Hände eines Restaurators.
Schritt 1: Reinigung und Reparatur
Vielleicht wackeln einige Stuhlbeine der aufgespürten Essgruppe oder eine Schublade klemmt bei Omas Kommode. Derartige Einschränkungen bei der Funktionalität müssen vor dem eigentlichen Restaurieren behoben werden. Es ist ratsam, antike Beschläge abzumontieren und sachte aufzuarbeiten. Hierfür können spezielle Reinigungsmittel verwendet werden, die das Metall nicht angreifen. Alternativ lohnt sich ein Blick auf Hausmittel, die sich seit Generationen bewährt haben. Antike Beschläge aus Messing können unter anderem mit Zitronensaft und Salz bearbeitet werden. Dabei sollte nicht zu schroff gescheuert werden, um Kratzer zu vermeiden. Es kann sein, dass die formschönen Elemente aus Metall in der Vergangenheit einer unsachgemäßen Reinigung zum Opfer gefallen sind. Dann lohnt sich ein Blick auf neue antike Beschläge mit nostalgischem Look. Dieses Zubehör, das von Manufakturen anhand historischer Vorlagen aus Messing oder Eisen gefertigt wird, bewirkt bei vielen Möbeln Wunder.
Fahle Oberflächen können sich schlichtweg durch Schmutz ergeben, der sich seit Jahrzehnten auf dem Objekt ablagern durfte. Deshalb ist es sinnvoll, Holzmöbel zunächst mit Neutralseife und Schwamm oder einer milden Essig-Lauge gründlich zu säubern. Mit etwas Glück, ist es mit der intensiven Reinigung und einer Behandlung mit einem geeigneten Öl oder Wachs bereits getan.
Schritt 2: Lackschichten entfernen und Dellen korrigieren
Gesplitterte Lackierungen oder tiefe Kerben im Holz deuten unmissverständlich darauf hin, dass echte Restaurationsarbeit gefragt ist. Die alten Schichten werden mit einem Schleifpapier (Körnung 180 oder 240) in Faserrichtung des Holzes entfernt. Für Einfassungen oder Schnitzereien eignet sich Stahlwolle, damit von den filigranen Holzarbeiten nur so wenig wie möglich abgetragen wird. Da Lösungsmittel den natürlichen Werkstoff angreifen, sind diese der letzte Ausweg bei dicken oder hartnäckigen Lackschichten.
Im Fall der Fälle wird Verdünner gleichmäßig auf der Oberfläche verteilt, bevor der aufgeweichte Lack nach rund 20 Minuten Einwirkzeit abgenommen wird. Hierfür ist ein Spachtel ideal, mit dem wiederum in Faserrichtung geschabt wird. Damit sich eine gleichmäßige Oberfläche ergibt, sollte man nach der chemischen Lackentfernung erneut mit einem gröberen und einem fein gekörnten Schleifpapier das Holz aufarbeiten. Bei Rissen, Dellen oder Sprüngen müssen Sie beurteilen, ob diese Zeitzeugnisse dem Holzmöbel eine nostalgische Aura verleihen oder stören. Ausbessern lassen sich unerwünschte Macken ohne große Vorkenntnisse mit Holzmasse oder Wachsstangenkitt, da der Umgang mit den Hilfsmitteln meist vom Hersteller erläutert wird.
Schritt 3: Veredelung der Oberflächen
Nun steht das antike Möbel mit dem massiven Holz in seiner Rohform vor Ihnen. Wer zuvor an eine trendige Lackierung oder eine farbverändernde Beize gedacht hat, legt seine Pläne in diesem Moment häufig ad acta. Deshalb sollten Einsteiger das Projekt mit Ruhe angehen, wenn sie antike Möbel restaurieren. Das gilt auch für die kleinschrittige Vorausplanung der Handwerksarbeit. Für jede Etappe sollten zweifelsohne alle benötigten Materialien zur Verfügung stehen, damit die Freude am Restaurieren nicht unnötig gebremst wird. Die Materialien für den darauffolgenden Schritt sollten jedoch erst gekauft werden, wenn deren Art und tatsächliche Anwendung feststeht.
Das Charisma von Holz kommt besonders gut zur Geltung, wenn für die Versiegelung und das seidig glänzende Polieren lediglich Wachs, weiche Bürsten und weiche Tücher verwendet werden. Interessante Effekte, bei denen der natürliche Werkstoff im Vordergrund bleibt, lassen sich mit weißem Pigmentwachs erzielen. Eine Lasur mit Wachs und Farbwirkung ist ideal, um antike Möbel der Tonart des eignen Interieurs anzupassen und zugleich die Maserung der Holzmöbel zu erhalten. Nun fehlen nur noch neue Beschläge mit nostalgischem Esprit. Schon können Sie das Meisterwerk in die Wohnung integrieren.
Kein Alleingang bei antiken Schätzen
Wie Sie sehen, ist nur ein überschaubares Geschick bei Handwerksarbeiten notwendig, um antike Möbel selbst zu restaurieren. So ist es möglich, auch Liebhaberstücken zum neuen Glanz zu verhelfen, in die der Fachmann nichts mehr investieren würde. Allerdings kommt es bei der privaten Restauration oft nicht auf den Wert in barer Münze an. Wesentlicher für die stilvolle Raumgestaltung ist, dass die Einrichtungsobjekte die Bewohner und Gäste emotional berühren. Wer das Glück hat, sowohl charmante als auch kostbare Objekte an Land zu ziehen, sollte seinen kreativen Drang stoppen. Derartige Antiquitäten gehören in die Hände eines fachkundigen Restaurators, der über das notwendige Wissen verfügt und originäre Hölzer aus der Epoche ins Spiel bringen kann.