Sünden der Inneneinrichtung

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Für unsere Zeit wird gerne das sogenannte postmoderne Zeitalter postuliert. Damit verbunden geht der Glaube einher, es habe in stilistischer Hinsicht alles schon gegeben und damit ist auch nahezu alles erlaubt. In Bezug auf die Inneneinrichtung gibt es durchaus den einen oder anderen gelungenen Stilmix. Doch Vorsicht! Einrichten will gelernt und gekonnt sein, gerade wenn man mit verschiedenen Stilen spielt. Und dann gibt es da noch stilistische Sünden, die im Grunde verboten werden müssten. Es ist also doch nicht alles erlaubt, was gefällt.

Wohnstile, die keine sind

Über einige No-Gos bei der Wohneinrichtung sind sich Experten weitgehend einig. Eines sei aber noch vorangestellt. Eine interessante und lebendige Inneneinrichtung spiegelt tatsächlich die Handschrift der Bewohner wider und kann auch eine gelungene Mixtur aus Alt und Neu sein. Es geht also beim eigenen Wohnstil nicht darum, sich einem strengen Konzept zu unterwerfen. Antike Möbel, Vintagemöbel, Landhausmöbel und Modernes können durchaus zusammenpassen und auch gewagte Farbkombinationen können verblüffende Ergebnisse bewerkstelligen.

Die schönste Inneneinrichtung ist immer noch eine individuelle und keine, die aussieht wie der Deko- und Einrichtungsvorschlag eines Möbelhauses.

Fantasie gepaart mit Stilempfinden sind dabei aber durchaus gefragt. Wer sein Stilempfinden unter Beweis stellen möchte, sollte aber einige gestalterische Sünden tunlichst vermeiden. Denn diese führen einfach nur zu scheinbaren Wohnstilen, die in Wahrheit keine sind.

Farben ja, aber mit Bedacht

Bei der farblichen Gestaltung des eigenen Heims sollte man sich an ein paar Faustregeln halten. Ein Raum sollte niemals von mehr als zwei Komplementärfarben dominiert werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte Wohnaccessoires, Dekorationen sowie Teppiche und Wände miteinander kombinieren, die zur gleichen Farbfamilie gehören. Das könnten zum Beispiel verschiedene Grün- und Blautöne sein. Natürlich können auch dann mit kräftigen Farben wie Orange oder Sonnenblumengelb sparsame Akzente gesetzt werden. Durch eine planvolle Farbigkeit ist es auch eher möglich, Möbel verschiedener Epochen und Stilrichtungen gelungen miteinander zu kombinieren. Die Farben stellen dann eine Art Zusammenhalt her.

Dem Stil des Gebäudes entsprechen

Die Inneneinrichtung einer Wohnung oder eines Hauses sollte in jedem Fall auch dem Stil und sogar dem Alter des Gebäudes entsprechen, fordern Einrichtungsexperten. Natürlich darf sich in einer Mietwohnung jeder einrichten, wie er möchte. Eine Neubauwohnung im Stil eines Landhauses einzurichten, ist dennoch etwas seltsam. Ebenso eigenartig ist es, wenn ein altes Haus mit Charakter nur mit supermodernen Möbeln und viel Edelstahl eingerichtet wird. Es gibt immer Kompromisse, um eine sich selbst gemäße Atmosphäre zu schaffen. Schöne und solide Holzmöbel, die nicht zu wuchtig sind, passen beispielsweise in ganz unterschiedlichem Ambiente zur Inneneinrichtung.

Böden passend zum Bau

Die Fußböden einer Wohnung sagen viel über das Stilempfinden ihrer Bewohner aus. Und auch hier gilt: die Böden sollten zum Alter und zum Charakter des Wohngebäudes passen. PVC- oder Laminatböden in einem Altbau gelten in den Augen von Experten als Faux Pas. In alten Häusern, wo die Bewohner schon häufig gewechselt haben, ist es sogar wahrscheinlich, dass die Originalböden noch im Verborgenen schlummern. Altes Parkett könnte vielleicht wieder freigelegt und restauriert werden. Sollte doch nur Estrich zum Vorschein kommen, dann wird er am besten abgeschliffen und mit Spezialfarbe gestrichen, die man auf die Wohneinrichtung abstimmen kann. Wer neu baut, weiß im Vorfeld, was sein Wohnstil ist und sollte das Gebäude und die Böden entsprechend anlegen. Landhausmöbel passen beispielsweise besser zu einem Boden aus Terrakottafliesen als zu stylischen Designermöbeln.

Keine wuchtigen Schrankwände

Schrankwände galten vielleicht in den 1970er und 1980er Jahren als das Nonplusultra, bloß schön waren sie meistens schon damals nicht. Schrankwände, womöglich noch im „Stil“ des Gelsenkirchener Barocks, wirken fast immer erdrückend und beklemmend. Eine luftige und lockere Inneneinrichtung mit Regalen und Sideboards ist viel angenehmer. Antike Möbel als Einzelstücke sorgen für Blickfänge. Von solide gearbeiteten Schrankwänden aus Vollholz kann man eventuell Einzelteile in eine neue Inneneinrichtung integrieren. Vorm Einrichten darf man ruhig erst auf dem Papier spielerisch erproben, wo welche vorhandenen Möbel stehen könnten und was eventuell noch angeschafft werden muss. Bei Neuanschaffungen kann schon ein maßgefertigtes Möbelstück viel Einklang in einen Raum bringen.

Den Fernseher nicht als Altar inszenieren

Der technische Fortschritt bezüglich TV hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Das hat leider auch zur Folge, das heimische Wohnzimmer zu wahren Kinosälen werden, in denen der Fernseher wie ein Altar inszeniert ist. Mit Wohnstil hat das aber nichts zu tun. Derart eingerichtete Zimmer sind alles andere als behaglich. Viel besser ist es, einen Fernseher von moderater Größe an einem eher unauffälligen Ort zu platzieren oder in ein Regal zu integrieren. Die im Handel eigens angebotenen TV-Möbel sind in ästhetischer Hinsicht übrigens auch meistens fragwürdig. Was für den Fernseher gilt, gilt übrigens auch für alle andere Unterhaltungstechnik. Sie sollte sich Wohnstilen unterordnen und sie nicht dominieren.

Verschiedene Holzarten richtig kombinieren

Verschiedene Holzarten sind bei der Wohneinrichtung durchaus erlaubt, aber sie sollten zueinander passen. Kiefer und Teakholz geht zum Beispiel selten gut zusammen, allein schon wegen der unterschiedlichen Wertigkeit diese Hölzer. Entweder der Stil oder die Farbgebung der Holzmöbel sollte miteinander harmonieren und auch auf den Parkett- oder Dielenboden abgestimmt sein. Wer sich aufs Einrichten versteht, kann durchaus antike Möbel aus Nuss- oder Kirschbaumholz mit modernen Holzmöbeln kombinieren. Wem selbst ein Gespür für eine solche Zusammenstellung fehlt, der sollte sich an einen Fachmann für Inneneinrichtung wenden.

Vorsicht beim Stilmix

Das Mischen von unterschiedlichen Elementen und Stilen bei der Inneneinrichtung wird häufig von Wohnmagazinen als besonders charmant und individuell gepriesen. In Wahrheit haben aber nur die wenigsten Menschen ein Händchen dafür. Wer Stilmix betreibt, sollte es in erster Linie sparsam tun und darauf achten, dass viel Platz und Luft im Raum verbleiben. Denn schnell wirken solche „Wohnstile“ überladen und planlos. Manche Stile und Epochen gehen einfach nur schwer zusammen. Das gilt beispielsweise für Landhausmöbel und für Möbel im Bauhausstil. Experten raten, maximal zwei Stile miteinander zu vermischen. Zudem sei es gerade bei verschiedenen Stühlen geschickt, wenigsten Stuhlpaare zu haben, die zusammengehören oder sich ergänzen.

Nur sparsam dekorieren

Im Handel werden jederzeit allerhand Gegenstände zum Dekorieren der Wohnung angeboten. Dekoration um der Dekoration Willen tut einer Inneneinrichtung aber selten gut. Die Werbung will uns immer wieder neue Wohntrends vermitteln, doch gerade beim Wohnen und Einrichten sollte man sich vor Trends hüten. Die schönsten Dekorationen in Räumen sind gewiss kein gekaufter Nippes, sondern authentische Erb- und Erinnerungsstücke, die uns wirklich etwas bedeuten und mit denen wir etwas verbinden. Das kann ein Mitbringsel von einer unvergessenen Reise sein oder Omas Tafelaufsatz, auf dem frisches Obst heute noch genauso dekorativ aussieht wie vor 50 oder 100 Jahren. Wer selbst leidenschaftlich bestimmte Dinge sammelt, kann diese in einer Vitrine wie in einem Museum aufbewahren und gleichermaßen ausstellen. Wenn Sie sich ansonsten an die von uns genannten Faustregeln halten, sollte Ihnen eine stilvolle Inneneinrichtung gelingen.