« So kriegen Sie Schädlinge aus Ihren Möbeln »
Besonders ältere Holzmöbel werden manchmal vom Holzwurm und ähnlichen Schädlingen befallen. Diese können erhebliche Schäden am Möbelstück verursachen. Wir erklären, wie man einen solchen Befall erkennt und bekämpft.
Holzwurm-Befall erkennen
Der Holzwurm, der korrekt „Gemeiner Nagekäfer“ heißt, ist ein wenige Millimeter kleiner Käfer, der durch seine braune Farbe auf Holz kaum zu erkennen ist. Er legt seine Eier in Spalten und Löchern in dem Naturmaterial ab. Die geschlüpften Larven fressen sich anschließend 1-2 Jahre lang durch, bis sie sich verpuppen und als erwachsenes Insekt davonfliegen. Dabei entstehen tunnelförmige Gänge im Holz, die an der Oberfläche als typische Löcher sichtbar werden. Neben dem Nagekäfer gibt es weitere Holzschädlinge – z. B. den Splintholzkäfer und den Hausbock – mit ähnlichem Lebenszyklus und Schadensbild.
Sichtbare Löcher reichen nicht aus, um sicher auf einen Holzwurmbefall zu schließen. Sie können anders entstanden oder der Schädling bereits ausgezogen sein. Um zu klären, ob sich immer noch Larven im Holz befinden, bringt man eine gut kontrastierende Unterlage (z. B. ein dunkles Stück Papier) unter den Bohrlöchern an. Falls sich nach einigen Tagen oder Wochen Bohrmehl darauf sammelt, sind die Holzschädlinge immer noch aktiv. Allerdings sollte man bedenken, dass ein negativer Befund keine Sicherheit bietet – es können Eier im Holz verbleiben, die noch nach Jahren schlüpfen können.
Prävention statt Bekämpfen
Um Holzmöbel vor dem Befall zu schützen, gibt es eine Reihe an Möglichkeiten. Die einfachste davon ist die vollständige Lackierung des Möbelstücks – die Farbschicht kann von den Larven nicht durchdrungen werden. Ebenfalls möglich ist die Behandlung mit einem Insektenschutzmittel oder die Verwendung von Wachsen oder Lasuren, die ein solches Mittel bereits enthalten. Bei einem separaten Mittel muss beachtet werden, ob es vor oder nach der weiteren Behandlung des Holzes aufgebracht werden muss.
Falls es für unbehandeltes Holz gedacht ist, ist es unter Umständen nicht möglich, ein bereits behandeltes Möbelstück damit zu schützen. Kombinationsprodukte hingegen – z. B. insektizidhaltiges Wachs – haben oft nur eine begrenzte Schutzdauer. In solchen Fällen muss die Behandlung regelmäßig wiederholt werden.
Holzschädlinge aus dem Möbelstück locken
Holzmöbel, die bereits befallen sind, können mit einem einfachen und umweltverträglichen Trick wieder vom Holzwurm befreit werden. Dazu legt man einfach einige Eicheln neben die betroffenen Stellen. Die Larven werden von ihnen angelockt und wandern nach und nach aus, um sich stattdessen in die Eicheln zu fressen. Diese müssen regelmäßig erneuert werden, bis sich keine neuen Fraßlöcher in frischen Eicheln bilden. Man sollte mit der Erneuerung nicht zu lange warten, da die Larven den Kern ansonsten vollständig auffressen und wieder in das Möbelstück wandern können.
Für Möbel aus Hartholz kann man statt Eicheln auch ein frisches Stück Weichholz zum Holzwurm bekämpfen nehmen. Dieses sollte am besten auf die Fensterbank in die Sonne gelegt werden (das befallene Möbelstück wird in die Nähe gestellt), um den ausströmenden Duft zu verstärken. Da Holzschädlinge Weichholz bevorzugen, wandern sie in das Holzstück und können anschließend entsorgt werden. Zu beachten ist bei dieser Methode allerdings, dass evtl. abgelegte Eier nicht davon betroffen sind. Außerdem gibt es keine Garantie, dass jede einzelne Larve abwandert. Eine solche Behandlung ist deshalb nur dann effektiv, wenn sie in regelmäßigen Abständen mehrmals wiederholt wird.
Holzwurmbekämpfung mit thermischen Verfahren
Um den Schädling richtig zu bekämpfen und mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit dauerhaft loszuwerden, eignet sich die thermische Methode am besten. Dabei werden die Möbel auf mindestens 55°C (besser 60°C) erhitzt, bis sie auch im Kern diese Temperatur erreichen. Dies tötet sämtliche Larven und Eier ab. Außerdem wird das Holz getrocknet und die Oberfläche verändert, wodurch das Möbelstück für den Holzwurm nicht mehr attraktiv oder aufgrund des ausgedampften Duftes gar nicht mehr als Holz erkennbar ist. Der Vorgang kann mehrere Stunden oder sogar Tage in Anspruch nehmen, da alle Holzarten schlechte Wärmeleiter sind, aber komplett durcherhitzt werden müssen.
Für die eigentliche Durchführung steht eine Vielzahl an Methoden zur Verfügung. Neben der Erhitzung im Backofen oder einer evtl. vorhandene Sauna kommen insbesondere bei größeren Möbelstücken improvisierte Methoden infrage. So kann man sie z. B. im Sommer in das heiße Auto stellen. Auch das luftdichte Einwickeln in schwarze Folie und die anschließende Erhitzung durch Sonnenlicht ist möglich. In solchen Fällen sollte man mit einem Thermometer kontrollieren, ob die erforderliche Temperatur innerhalb der „Hitzekammer“ wirklich erreicht und gehalten wird. Ebenfalls möglich ist es, bei Handwerksbetrieben aus bestimmten Branchen (z. B. Tischlereien, Lackierereien oder kunstharzverarbeitende Betriebe) anzufragen, ob man die dort vorhandenen aufheizbaren Spezialräume (z. B. Trocken- oder Aushärtungsraum) mitnutzen darf. In jedem Fall muss vorher kontrolliert werden, ob die Oberfläche des Holzes der Temperatur standhält.
Besonders bei Polituren auf Wachs- oder Schellackbasis kann das kritisch sein.
Statt der Hitzebehandlung ist auch die Bekämpfung durch Kälte möglich. Wegen der notwendigen tiefen Temperaturen (ca. -10°C) kommt sie allerdings nur in sehr kalten Wintern infrage. Außerdem fehlt hier die vorbeugende Wirkung.
Chemische Mittel und Insektizide
Für besonders große oder empfindliche Holzmöbel gibt es eine Reihe chemischer Mittel, mit denen sich der Holzwurm bekämpfen lässt. Diese werden in der Regel mehr oder weniger großzügig in die Löcher gespritzt. Bei einigen Produkten müssen diese anschließend z. B. mit Wachs verschlossen werden. Als klassische Hausmittel gelten Salmiakgeist und Essigessenz. Diese haben den Vorteil, sich nach der Anwendung relativ schnell zu verflüchtigen. Dadurch ist eine dauerhafte Toxizität ausgeschlossen, was vor allem bei Kindermöbeln wichtig ist.
Allerdings ist die Anwendung bei beiden Mitteln mit einer starken Geruchsbelastung verbunden. Zudem reizt bei Salmiakgeist der austretende Ammoniak die Schleimhäute. Eine gute Belüftung ist also unabdingbar. Kommerzielle Mittel sind in dieser Hinsicht wesentlich angenehmer, allerdings verflüchtigen sie sich meist nicht und einige Produkte sind auch für den Menschen toxisch. Insbesondere bei Möbeln für das Kinderzimmer sollte dies berücksichtigt werden.
Für den Erfolg ist bei dieser Methode entscheidend, dass alle Löcher, in denen sich Larven aufhalten, behandelt werden. Um einem Wiederbefall (z. B. durch verbliebene Eier) vorzubeugen, sollte man die betroffenen Holzmöbel anschließend mit einem Insektenschutzmittel behandeln.
Bei einigen Möbelstücken – z. B. Polstermöbel – ist eine vollständige Behandlung mit flüssigen Mitteln unmöglich. Hier muss der Fachmann ran, der den Holzwürmern mit einem gasförmigen Insektizid zu Leibe rückt.
Restaurierung nach Holzwurmbefall
Durch Nagekäfer geschädigte Möbel müssen nach der Holzwurmbekämpfung restauriert werden.
Ob das in Eigenleistung möglich und sinnvoll ist, hängt vor allem vom Zustand und Wert des Möbelstücks ab. In der Regel lassen sich die Löcher gut mit Holzreparaturspachtel verfüllen. Dieser ist in verschiedenen Farben erhältlich und lässt sich zusätzlich einfärben, um den Farbton des Möbelstücks genau zu treffen. Die Oberfläche kann danach eingeölt werden, wodurch die Reparatur kaschiert wird.
Bei besonders wertvollen Möbeln sollte natürlich ein Experte ran, der das Aussehen wirklich originalgetreu wiederherstellen kann. Das Gleiche gilt bei sehr schweren Schäden. Wenn sich z. B. die Oberfläche an einer stark befallenen Stelle von Hand eindrücken lässt, hilft nur noch der Gang zum Restaurator.