© victor zastol'skiy - stock.adobe.com

Industrial Chic Möbel

« Aus dem alten Industrieloft in die moderne Wohnung »

Rustikal und doch charmant – und sicherlich nicht nur etwas für Industriehallen und Werkstatt. Der Industriestil findet sich in modernen Lofts, Apartments und vielen weiteren Wohnbereichen. Aber was genau sorgt dafür, dass dieser Stil seine Renaissance erlebt und auch in modernen Wohnwelten zu finden ist? Wir beantworten diese Frage und werfen einen genaueren Blick darauf, durch was sich Industrial Chic Möbel auszeichnen.

Was ist eigentlich der Industrial Style

Beim sogenannten Industrial Style nimmt man ganz bewusst auf den Charme alter Fabrik- und Produktionsräume Bezug. Das hört sich erst einmal ernüchternd an, aber wenn man etwas genauer hinschaut, dann ergibt sich durch Industrial Chic Möbel durchaus ein romantischer Einrichtungsstil. Denn verklärt wird hier kein gegenwärtiges Industriedesign, sondern ein längst vergangenes. Die angesagten Industrial Möbel scheinen eher aus einer Epoche zu stammen, in der die arbeitende Klasse an der Stechuhr vorbei in überschaubaren Produktionsräumen Einzug hielt.

Diese Industrieromantik wurde durch alte Filme beflügelt. Endgültig zum Kult wurde sie vermutlich in den 1960er und 1970er Jahren, als sich eine emanzipierte Jugend aufmachte, urbane Räume für sich zu erobern. Die manuelle Produktion in den Metropolen ging langsam zurück. Angehende Künstler und die Rockstars von morgen bezogen alte, leerstehende Industrielofts in New York, London und Westberlin und übernahmen das Inventar gleich mit. Bis heute steht der Industrie Chic für Weite, Großzügigkeit, Freiheit und Nonkonformität.

Industrieloft mit Holztür
© denisik11 – stock.adobe.com

Industrieräume wurden zu Ateliers und Wohnzimmern

Hinter dem Besetzen von Industriegebäuden steckte einerseits der Mangel an finanziellen Mitteln, andererseits eine unbändige Kreativität und Gestaltungslust gepaart mit Witz und Selbstbewusstsein. Nicht zufällig nannte Andy Warhol seine Ateliers „Factory“. In gleich mehreren New Yorker Fabrikhallen arbeitete er hier zusammen mit anderen Künstlern wie Bob Dylan, Jim Morrison, Mick Jagger, dem Regisseur Paul Morrissey und der Rockgruppe The Velvet Underground, Marcel Duchamp oder Salvador Dalí an gleich mehreren Projekten.

Das bahnbrechende, 1962 begründete Kunstprojekt hat sich ins kollektive Gedächtnis eingegraben und ist für viele junge Künstler immer noch vorbildhaft. Und auch der Industriestil ist jung und frisch geblieben. Die Factory war vielleicht die Mutter aller zu Wohn- und Arbeitszwecken umgewidmeten Industriegebäude, doch es folgten viele nach. Die unverputzten Wände der besetzten Räume wurden bewusst so belassen, denn sie symbolisierten das Gegenteil von Spießigkeit. Container, Maschinen, Spinte, Industriemöbel und Rohre wurden geschickt umgenutzt und zum Bestandteil des Ambientes. Der Industriestil war geboren und damit war der Grundstein für Industrial Chic Möbel in Privatwohnungen gelegt.

Loft mit unverputzten Wänden
© Christian Hillebrand – stock.adobe.com

Ein Lebensgefühl wird mit Industrial Chic Möbel salonfähig

Der Industriestil und Industrial Chic Möbel sind längst salonfähig geworden. Inzwischen ist es für die meisten von uns kaum mehr möglich, ein Industrieloft zu bewohnen. Denn solche Räumlichkeiten, zumal in angesagten Städten, sind sehr begehrt und nicht billig. Schließlich würde jeder gern in hellen und großzügigen Räumen wohnen, über viel Platz verfügen und die Lebensbereiche miteinander verbinden. Ein bisschen Industrie Chic kann sich jeder nach Hause holen. Denn die gute Nachricht ist, dass sich Industrial Chic Möbel längst von Industrieräumen emanzipiert haben. Möbel in diesem Stil haben einen ganz eigenen Charakter und Charme und passen auch in eine „normale“ Wohnung oder in ein Einfamilienhaus. Industriemöbel sind zeitgemäß und nachhaltig, denn sie werden in der Regel aus recycelten Materialien hergestellt oder sind tatsächlich alte Industriemöbel, die zu neuem Leben erweckt wurden. Gebrauchsspuren machen solche Möbel besonders lebendig und Geschichten erzählen sie gleich noch mit dazu.

Industriemöbel mit Eleganz verbunden
© denisik11 – stock.adobe.com

Industrial Chic Möbel können durchaus elegant sein

Industriemöbel sind keineswegs schmuddelig oder eine Verlegenheitslösung. Den Industrial Style kann man nämlich auch ganz elegant interpretieren. Spannend und extravagant ist er in jedem Fall. Besonders gut eignet sich dieser Einrichtungsstil natürlich für großzügige Grundrisse und Räume mit hohen Decken. Die Industrieeinrichtung spielt bewusst mit historischen Verweisen und einer gewollten Unvollkommenheit. Er ist verwandt mit dem Shabby Chic, bleibt aber insgesamt etwas cooler und abgeklärter. Auch Vintage Möbel und Retro Look spielen in das Einrichtungskonzept hinein. So passen alte Ledersofas und Ledersessel, antike Apothekerschränke oder Grafikschränke gut dazu.

Licht und entsprechende Lampen spielen für diesen Look ebenfalls eine wesentliche Rolle. Dabei muss das Licht keineswegs kalt wie in einer Industriehalle sein. Industrielampen sind aus Stahl, Messing oder auch Kupfer und sollten mit einer warmen Lichttemperatur ausgestattet sein. Auch farblich hat der Industrie Chic einiges zu bieten. Holztöne, gerade wenn recycelte Hölzer verwendet wurden, sind eher dunkel. Im Kontrast mit Anthrazittönen und Weiß entfalten eine Factory Kommode oder ein Sideboard mit dunklen Holzoberflächen und Griffen im Industriedesign ihre ganze Wirkung. Neben Weiß, Grau und den Brauntönen von Hölzern kann es aber durchaus auch etwas bunter werden.

kleine Industrie Kommode Brooklyn aus Metall/Glas

Industrial Chic: Farben dürfen sein, aber sparsam und mit Bedacht

Leuchtende und großflächig aufgetragene Farben sind für den Industrial Chic und Industrial Chic Möbel tabu. Mit Farben setzt man beim Industriestil lediglich Akzente. Neben Grau-, Blau- und Schlammtönen können Grün-, Orange- und Rottöne zum Einsatz kommen, etwa bei Wohntextilien oder Bildern. Mit Schwarz können ebenfalls Akzente gesetzt werden, etwa bei Elementen und Unterbauten aus Gusseisen oder bei Griffen und Beschlägen im Industriedesign.

Eine wichtige Rolle beim Industriestil spielen die Wohnaccessoires, die ebenfalls wie die Möbelstücke Patina angesetzt haben und eine Geschichte erzählen dürfen. Natürlich ist es wünschenswert, dass man einen persönlichen Bezug zu seinen Wohnaccessoires hat, damit sie nicht wie reine Dekoration wirken. Möglich sind eigene Fundstücke, etwa ein alter Koffer, originale Baulampen oder Theaterstrahler, eine alte Truhe, antike Reklameschilder oder Bauteile von alten Maschinen. Auf Pflanzen muss man bei einem Industrial Style nicht verzichten. Allerdings eignen sich hierfür keine romantischen Blumensträuße oder blühende Orchideen. Besser sind großblättrige Pflanzen, Gräser, Sukkulenten oder Kakteen.

Industrial Wohnung mit Rohren
© XtravaganT – stock.adobe.com

Robuste Möbel und Wohntextilien und klare Formen

Der Industrial Style ist im Gegensatz zum Vintage Look oder zu einem Shabby Chic weder verspielt noch auf den ersten Blick romantisch. Möbelstücke und Wohntextilien kommen eher robust und etwas ungeschliffen daher. Die Holzoberflächen von Industriemöbeln können dabei durchaus kleine Schrammen, Risse, Unebenheiten und Farbreste aufweisen. Ein typisches Detail sind Industrial Chic Möbel auf Rollen und Rädern. Damit ist man auch besonders flexibel in der Raumnutzung. Für Wohntextilien und Bezüge empfehlen wir Leder, Jeansstoffe und grobes Leinen. Farben dürfen hier sein, aber eben keine schrillen.

Vintage Industrie-Kommode mit Rädern    Original Industrie Wagen

Passend sind gedeckte Farben, wie ein dunkleres Rot, Grün und Blau und Musterungen Ton in Ton. Wer die räumlichen Gegebenheiten hat, kann für einen Industrial Style auch auf Betonwände und Betonböden setzen. Die meisten Wohnungen bieten natürlich keine unverputzen Flächen oder roher Ziegelwände. Dann können Sie sich mit Tapeten in der gewünschten Optik behelfen, die heutzutage sehr authentisch wirken. Gemütliche Ecken können Sie sich in einem Industriestil auch schaffen, etwa kleine Inseln, wo der Boden von einem Fell bedeckt wird, auf dem ein gemütlicher Ledersessel steht.