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Sie träumen von einer Wohnwelt frei nach persönlichen Vorstellungen, ohne lästige Regeln und den Zwang zur Einheitlichkeit? Der Patchwork Style macht Stilbrüche zur Kunst und erlaubt von Textilien im Flicken-Look bis wild kombinierten Möbeln sowie Deko-Stücken aus verschiedenen Epochen alles, was das Herz begehrt. Welche Merkmale den Stil auszeichnen, wie man ihn in unterschiedlichen Räumen realisiert und warum ein bisschen Einheitlichkeit nicht schadet, erfahren Sie hier.
Vom Handwerk zum Einrichtungstrend
„Flickwerk“, die deutsche Übersetzung von Patchwork, offenbart bereits das zeichnende Merkmal des Einrichtungsstils: Die Fusion ästhetisch ungleicher Elemente (zum Beispiel Farben, Stoffe, Möbel) zu einem harmonischen Gesamtbild. Traditionell bezeichnet der Begriff eine Handarbeitstechnik aus England, bei der Arbeiterinnen auf mühevolle Weise verschiedene Stoff- und/oder Lederstücke miteinander verbanden. Das Ergebnis waren meist große Decken, Wandbehänge oder Bettüberwürfe, die trotz ihrer unterschiedlichen Komponenten harmonisch aussahen und eine wohnliche, gemütliche Atmosphäre kreierten, wie sie uns vielleicht aus Omas guter Stube bekannt ist. Zwischenzeitlich geriet der Style in Vergessenheit, feiert heute aber eine große Renaissance. Der „neue“ Patchwork Style geht über reine Textilien hinaus: Haushaltshelfer, aber vor allem Sitzmöbel mit wild aufgedruckten Farbmustern oder mit sichtbaren Flicken liegen voll im Trend und sind absolute Eyecatcher in jeder Einrichtung.
Paradebeispiel: Der Patchwork Hocker
Eines der bekanntesten Patchwork Möbel aller Zeiten versetzt uns sofort in die urige Atmosphäre eines Western Saloons: Der (Bar-)Hocker mit braunem Kuhleder und sichtbaren Flicken an jeder Seite. Im Gegensatz zu bunten Patchworks markiert er eine dezentere Ausprägung des Stils und eignet sich vor allem für diejenigen, die einen vorsichtigen Anlaufversuch des gemischten Einrichtungstrends in der eigenen Wohnung starten möchten. Eine wichtige Eigenschaft des Patchworks-Stils lässt der Hocker nicht vermissen: Seine Fähigkeit, in diversen Wohnstilen eine gute Figur zu machen. Egal, ob Sie im angesagten Stilmix aus Alt und Neu leben, ein gemütliches Landhaus bewohnen oder ein modernes Flair um einen rustikalen Kontrast mit Landhausmöbeln bereichern möchten – Sitzmöbel im Design des Patchworks sind beeindruckende Multitalente.
Nicht mehr nur Flicken: Die neue Bedeutung des Stils
Spricht man heute von Style des Patchworks, ist der Flicken-Look auf Textilien und Möbeln kein Muss mehr. Stattdessen sollte der Begriff im übertragenden Sinne verstanden werden: Wo Erbstücke der Großeltern, die Lieblingsvase von der letzten Italien-Reise und der Kaktus von den Kanaren aufeinandertreffen, fügen sich die verschiedenen „Flicken“ zu einem Gesamtbild zusammen, das individueller nicht sein könnte. Stilbrüche sind kein Vergehen, sondern erwünscht und sollten eine Deko-Welt aus Gegenständen erschaffen, die Ihnen am Herzen liegen. Keine Perfektion wie im Möbelkatalog, sondern ein sympathisches, kleines Chaos nach persönlichem Geschmack ist das Ziel.
Was im Mikrokosmos der Dekoration funktioniert, lässt sich natürlich auch aufs Große anwenden: Möbel aus verschiedenen Epochen und eigenen Lebensabschnitten dürfen die Wohnung ebenso prägen wie ein einfallsreicher Materialmix, dessen Varietät von Glas, Keramik und Kunststoff bis hin zum metallischen Look des Factory Style reicht. Wie gut scheinbare Gegensätze zusammenpassen, haben wir auch in unserem Artikel zum Stilmix Alt und Neu erklärt.
Das Patchwork Wohnzimmer: unsere Einrichtungstipps
Die große Frage lautet: Welche konkreten Maßnahmen kann man ergreifen, um Patchwork in den eigenen vier Wänden zu etablieren? Ein beliebter Ansatz ist das Spannungsfeld aus alten und modernen Möbeln. Doch historische Elemente sind kein Muss. Unser Ratschlag: Richten Sie den optischen Fokus auf jene Patchwork Möbel, die am stärksten hervorstechen – zum Beispiel eine Couch im bunten Flicken-Look. Das gelingt, indem der übrige Raum minimalistisch gehalten wird: Weiße Wände, klare Linien, keine Überfrachtung mit Accessoires. Zeitgleich sollte eine gewisse Lässigkeit entstehen, was vor allem mit kleinen „Regelbrüchen“ wie dem Anlehnen statt Aufhängen von Wandbildern oder -uhren gelingt.
Wie im Factory Style, erweist sich auch die Zweckentfremdung als wirksames Instrument: Entstehen Sitzmöbel aus Paletten oder Garderoben aus alten Rohren, erhält der Charakter des Patchworks einen industriellen Anstrich mit echtem Werkstatt-Flair. Andersherum kann der Patchwork Style extrem gemütlich sein, wie die skandinavische „Hygge“ Einrichtung beweist. Starten Sie mit pastellfarbenen Wänden, nutzen Sie helle Holzmöbel und wählen Sie möglichst viele kuschelige, weiche Materialien, um die heitere Gemütlichkeit aus Dänemark umzusetzen.
Von Schlafzimmer bis Bad: Patchwork passt überall
An diesen Kontrasten wird deutlich: Den „einen“ Patchwork Style gibt es nicht. Möbel und Deko zu wählen, auf die man gerade Lust hat, statt strengen Richtlinien für perfekte Einrichtungsstile zu folgen, ist der Kern des Patchworks. Das funktioniert nicht nur im Wohnzimmer: Im Schlafzimmer beispielsweise kann ein Teppich zur gemütlichen Wandgestaltung mutieren und von Deko im Ethno-Style, also Objekten aus verschiedenen Kulturen, begleitet werden. Im Esszimmer kommt ein Kontrast aus Schwarz-Weiß und Farbe erstklassig an. Hängt man zum Beispiel alte Zeitungsausschnitte an die Wand neben dem Esstisch und beleuchtet das Festmahl mit einer knallroten Deckenleuchte im skandinavischen Stil, treffen zwei Welten aufeinander. Klassische Flicken-Elemente des Patchworks können hier dezent an den Stühlen untergebracht werden.
Sogar im Badezimmer enden die Möglichkeiten des freien Einrichtungsstils nicht: Paaren Sie zum Beispiel den Entspannungs-Faktor einer modernen, blauen Beleuchtung neben dem Spiegel mit klassischen Holzschränkchen, um der stilistischen Einheitlichkeit den Kampf anzusagen. Der Spiegel selbst muss übrigens nicht aufgehängt werden. Wie den Bildern im Wohnzimmer steht ihm ein lockeres Anlehnen super.
Ein roter Faden sorgt für Stimmigkeit
Ist der Patchwork Style also mit reinem Chaos gleichzusetzen? Keineswegs. Zwar bestimmen die individuellen Vorlieben über die „Wildheit“ der Mischung, aber unsere Erfahrung zeigt, dass gewisse optische Verwandtschaften der verschiedenen Einrichtungs-Elemente am stimmigsten wirken. Besonders wirkungsvoll ist ein sich wiederholender Farbcode, beispielsweise unter dem Motto „rot“. Dann könnte man beispielsweise Großvaters bordeauxroten Fernsehsessel mit knallroten Retro-Küchengeräten und einem Sofaüberwurf vereinen, dessen-Flickenoptik teilweise von roten Abschnitten durchzogen ist.
Wer mutiger ist, kann auch zwei roten Fäden – etwa in Form von zwei Leitfarben – folgen. Wer statt bestimmten Farben ein buntes Allerlei bevorzugt, kann alternativ über das Möbeldesign (kantig, rund, minimalistisch, dekoriert etc.) eine ästhetische Verwandtschaft in der Wohnwelt aufbauen. Aber Achtung: Sobald man anfängt, eine gewisse Einheitlichkeit umzusetzen, ist die Lässigkeit des Patchworks in Gefahr. Unser Ratschlag: Vermeiden Sie Symmetrien und lassen Sie sich vom amerikanischen Country Style inspirieren, der den Ideen des Patchworks mit seinen verschiedenen Hölzern und Möbeln aus mehreren Generationen in einigen Punkten sehr nahesteht.