Gründerzeit-Einrichtung
© 4th Life Photography - stock.adobe.com

So gelingt die Gründerzeit-Einrichtung

Unter den Stilen, die heutzutage wieder gefragt sind, tut sich unter anderem der Gründerstil hervor. Dieser lässt sich nicht exakt eingrenzen, weil er aus unterschiedlichen Strömungen besteht. Was er unter anderem hervorgebracht hat, sind Möbel mit einem ganz eigenen Charme, denen wir uns an dieser Stelle widmen. Erfahren Sie mehr über die Gründerzeit-Einrichtung.

Was bedeutet eigentlich die Gründerzeit?

Die Gründerzeitepoche hat einen politischen und einen kunsthistorischen Aspekt. Während mit der politischen Gründerzeit die Jahre 1871 bis 1914 gemeint sind, also der Zeitraum vom Beginn des deutschen Kaiserreichs bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs, geht man kunsthistorisch noch einige Jahrzehnte weiter zurück, teilweise bis 1840 oder bis 1850.

In der Kunstgeschichte wird dieser Zeitraum als Historismus bezeichnet.

Dieser vereint mehrere sogenannte Neostile in sich, beispielsweise den Neobarock oder die Neorenaissance, also neue Stile, die auf die Formen vergangener Epochen zurückgriffen. Doch der politische bzw. wirtschaftliche Aspekt der Gründerzeit sollte auch in der Kunst nicht übersehen werden. Vor allem in der Einrichtung machte sich eine neue Zeit bemerkbar: die Industrialisierung, die ja auch ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Aufschwung hatte und vielen Haushalten zu mehr Wohlstand verhalf. Zumindest unter den wohlhabenderen Menschen bildete sich eine spezielle Wohnkultur, die den Reichtum des Landes repräsentierte. Aber was macht eine Gründerzeit-Einrichtung nun genau aus?

Typische Gründerzeit-Balkons
© #DirkKafka – stock.adobe.com

Merkmale der Gründerzeit-Einrichtung

Besonders augenfällig sind die Gründerzeitelemente in den Städten, wobei sich dieser Stil auch im ländlichen Raum verbreitete (was in den vorherigen Epochen nicht der Fall gewesen war). Gebaut wurden in der Grundform schlichte, kantige Gebäude, die man allerdings mit allerlei Verzierungen versah. Die Fassaden zeichnen sich durch senkrechte Linien aus, die durch Säulen und Pilaster mit verspielten Kapitellen aufgebrochen wurden. Dazu kommen geschundene Fenster und Balkone. Die Gründerzeitmöbel schließen sich dieser Entwicklung an: schwere Tische, Schränke, Buffets und Regale sind mit Verzierungen versehen, die ihnen die Schwere nehmen und sie elegant erscheinen lassen, ohne dass Repräsentativität und Nutzen leiden. Die Repräsentativität macht den wichtigsten Punkt der Gründerzeit-Einrichtung aus, denn diese setzt den von außen gewonnenen Eindruck fort.

Gründerzeithäuser
© christophotograph – stock.adobe.com

Im 19. Jahrhundert war noch immer Holz das Material der Wahl für Möbel. Allerdings kamen neue Fertigungstechnologien auf, was bedeutete, dass man die Einrichtungsgegenstände auch industriell und damit massenhaft fertigen lassen konnte. Das wurde bis zu einem gewissen Grad getan. Trotz allem lässt sich aber feststellen, dass die Einrichtung eine hohe Individualität aufwies. Das mag paradox klingen, lässt sich aber leicht erklären. Eine Schreinerei sollte beispielsweise die Einrichtung für eine Familie herstellen.

Was entstand, waren tatsächlich individuelle Stücke, wie man sie auch heute bekommt, wenn man sie heute als Möbel nach Maß anfertigen lässt. Allerdings konnten die Schreinereien industriell gefertigte Zierelemente kaufen – Leisten oder gedrechselte Füße – und individuell mit den gebauten Möbeln kombinieren. Diese Methode sparte Kosten, denn jeder konzentrierte sich auf die Herstellung einer Sache. Die gründerzeitlichen Stilmöbel entstanden also teilweise aus industrieller Produktion, und gleichzeitig sind die einzelnen Stücke einzigartig.

Gründerzeit Kommode aus massivem Weichholz 140 cm

Gründerzeitmöbel heute

Das vorletzte Jahrhundert liegt noch nicht so weit zurück, dass alle Möbel des Gründerstils schon verschwunden wären. Es gibt immer noch Originale, die man kaufen kann – oder die als Vorlage für die nachgebaute Gründerzeit-Einrichtung genutzt werden. Auf diese Weise ist es möglich, die vergangene Epoche einem breiteren Liebhaberkreis zugänglich zu machen. Solche antiken Möbel als Replik unterscheiden sich nicht von den Originalen, auch weil sie teilweise aus altem, recyceltem Holz hergestellt und die Oberfläche mit alten Methoden behandelt werden.

Gründerzeit Weichholz Buffet

Einrichten im Gründerstil: Basis-Tipps für die Gründerzeit-Einrichtung

Wer also auf eine Gründerzeit-Einrichtung setzt, findet heute viele passende Holzmöbel. Diese zeichnen sich teilweise durch eine gewisse Größe aus. An einem Gründertisch finden oft zehn und mehr Personen Platz, andere Holzmöbel wie Buffets und Schränke nehmen ebenso einen beachtlichen Raum an der Wand ein. Diese Möbel sind also perfekt für große Familien. Daraus könnte sich ergeben, dass eine Einrichtung in diesem Stil nur für große Wohnungen infrage kommt. Zum Glück gibt es aber Ausnahmen, was bedeutet, dass eine ganzheitliche Einrichtung auch in engeren Verhältnissen eine großartige Wirkung entfalten kann.

Eine ganzheitliche Gründerzeitwohnung besteht im Prinzip aus einer Kompletteinrichtung, also Schränken, Tischen, Stühlen, Regalen. Dabei können Sie mehrere Arten der Stilmöbel miteinander kombinieren, beispielsweise eine zierliche Sitzgruppe und ein großes Buffet im Wohnzimmer. Wichtig ist nur, dass nicht zu viele Holzarten vertreten sind, denn das würde für das Auge Verwirrung stiften. Viele Gründerzeitmöbel bestehen aus hellem Weichholz, also Nadelholz. Diese Farbe darf in der Wohnung ruhig dominieren, sie verleiht ihr Wärme und Wohnlichkeit.

Möbel im Stil der Gründerzeit: Tisch, Sessel und Spiegel
© razoomanetu – stock.adobe.com

Kontraste zum Gründerstil

Dazu macht sich ein Holzboden gut, aber ein hochwertiger Fußbodenbelag aus Naturstein oder Fliesen kommt ebenso infrage und bildet in diesem Fall einen Kontrast zur in diesem alten Stil gehaltenen Möblierung. Neben den Holzmöbeln ist Stoff ein wichtiger Faktor. Denn der Prunk der Epoche entstand natürlich nicht nur durch reine Holzoberflächen. Polstermöbel wie Stühle und Sofas und Vorhänge spielten eine ebenso große Rolle bei der Gründerzeit-Einrichtung, was heißt, dass Sie Ihrer Wohnung einen gemütlichen Touch geben sollten. Infrage kommen einfarbige Sofas in intensiven Farben oder gemusterte Polstermöbel.

Gemütliches Ledersofa
© Maksym Povozniuk – stock.adobe.com

Bei der Wahl sollten Sie darauf achten, dass das Stück Ihren Anforderungen entspricht. Wer gerne auf der Couch liegt, verzichtet auf ein Möbelstück mit geschwungenen, hohen Armlehnen und greift auf ein flacheres Modell in einer entsprechenden Farbe zurück. Damit die Einrichtung nicht zu schwer wirkt, bieten sich schmalere, leichte Vorhänge an.